03.08.2022 | Faktencheck

Temperaturen von über 38 Grad nichts Neues

Der Klimawandel zeigt sich mitunter auch an den Temperaturen. Seit dem Messbeginn im Jahre 1864 ist die Jahresdurchschnittstemperatur in der Schweiz um etwa 2,1 Grad Celsius gestiegen. Wetterextreme nehmen zu, die Sommer werden trockener. Auch die Hitzetage, bei denen die Temperatur auf 30 Grad oder mehr ansteigen, nehmen kontinuierlich zu. Wann und wo wurden in der Schweiz die höchsten Temperaturen registriert? 


Aufgrund des niedrigen Wasserstandes steckt am 18. Juli 2022 ein Boot am ausgetrockneten Ufer des Lac des Brenets in der Nähe von La Chaux-de-Fonds fest. Der Lac des Brenets ist Teil des Flusses Doubs und bildet die natürliche Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz. Foto: Keystone-SDA / Anthony Anex
Aufgrund des niedrigen Wasserstandes steckt am 18. Juli 2022 ein Boot am ausgetrockneten Ufer des Lac des Brenets in der Nähe von La Chaux-de-Fonds fest. Der Lac des Brenets ist Teil des Flusses Doubs und bildet die natürliche Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz. Foto: Keystone-SDA / Anthony Anex
Behauptung

Über die Schweizer Hitzerekorde kursiert in den sozialen Medien mehrfach ein Sharepic. In der Grafik sind diverse Orte zu sehen, an denen 38 Grad oder mehr gemessen wurde. Die Grafik ist mit einem SRF Meteo-Logo gekennzeichnet, bei genauer Betrachtung fällt jedoch auf, dass etwas nicht stimmen kann. Je nach User-Kommentar suggeriert die Grafik, dass die Temperaturen im Jahr 2003 registriert worden seien oder gar die ganze Grafik aus dem Jahr 2003 stamme. Was ist Fakt?

Beurteilung

In der von SRF-Meteo im Juli 2022 gezeigten Grafik sind Orte verschiedener Messstationen in der Schweiz zu sehen, die zu unterschiedlichen Zeiten Temperaturen von 38 Grad Celsius oder darüber registrierten. Es sind Daten aus den Jahren 1983, 2003 und 2015.

Sachlage

In der Sendung Meteo des Schweizer Radio- und Fernsehen (SRF) wurde am Abend des 18. Juli 2022 die folgende Grafik ausgestrahlt, teilte Christoph Siegrist von SRF auf Anfrage von Keystone-SDA mit:

Screenshot SRF Meteo
Screenshot SRF Meteo

 

 

 

Mehrere Hinweise deuten darauf hin, dass die im Sharepic abgebildete Grafik manipuliert wurde. So wurde die Jahreszahl «2003» nicht von SRF ausgestrahlt, sondern nachträglich dem Screenshot hinzugefügt. Gut erkennbar ist die Jahreszahl, die in einer anderen Schriftart geschriebene steht als sie SRF Meteo üblicherweise verwendet.

 

Die Vermutung, die ausgestrahlte Grafik wäre aus dem Jahr 2003, ist falsch. Das nachträglich eingefügte Logo entspricht dem aktuellen SRF 1-Logo, im Jahr 2003 hätte es wohl «SF DRS» geheissen. Ein Hinweis dazu findet sich im Geschäftsberichts 2003 der Radio- und Fernsehgesellschaft DRS – die Unterschiede in Form, Farbe sowie in der Bezeichnung sind unübersehbar. 

 

Falsch ist aber auch die Behauptung eines Facebook-Nutzers: «Die Grafik ist von 2022 und die darin angegebenen Temperaturen sind aus dem Jahr 2003.»


In der ausgestrahlten Grafik von SRF, werden lediglich die bisherigen Hitzerekorde seit Messbeginn von 38 Grad Celsius oder darüber ausgewiesen. Die Beschriftung «Bisherige Hitzerekorde ≥ 38 0C seit Messbeginn» weist dies aus. Angaben zu den Daten, wann diese Temperaturen gemessen wurden, enthält die Grafik nicht. Wie der stellvertretende Redaktionsleiter von Meteo mitteilte, stammen «die angegebenen Rekordtemperaturen […] nur vereinzelt aus dem Jahr 2003, teils wurden sie auch später oder auch in den 1980er-Jahren erreicht.»
 

Die interaktive Grafik mit den registrierten Höchsttemperaturen seit Messbeginn ist auf der Seite von SRF Meteo zu finden. Hier kann genau eruiert werden, wann die entsprechenden Werte gemessen wurden.


So wurde am 28. Juli 1983 in Chur die höchste gemessene Temperatur von 38,1 Grad Celsius registriert, wenige Tage später am 31. Juli 1983 hat auch das Thermometer in Delémont dieselbe Temperatur gemessen. Die Daten aus Basel und Grono sind die einzigen Daten, die tatsächlich im Hitzesommer 2003 gemessen wurden, nämlich am 11. August in Grono mit 40,5 Grad und am 13. August 2003 die 38,6 Grad in Basel. Die Daten aus Nyon und Genf wurden beide am 7. Juli 2015 registriert und wiesen 38 beziehungsweise 39,7 Grad Celsius auf.