19.04.2023 | Faktencheck

Selenskyj ist Jude

Seit einigen Jahren ist das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine angespannt, 2018 annektierte Russland die Krim, im Februar 2022 begann der russische Überfall auf die Ukraine. Seither herrscht Krieg. Die russische Regierung rechtfertigt unter anderem ihren Angriffskrieg auf die Ukraine mit der Propaganda, dass in Kiew Nazis an der Macht seien.


Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wendet sich am 24. Februar 2022 in Kiew an seine Nation. Er rief das Kriegsrecht aus und erklärte, Russland habe die militärische Infrastruktur der Ukraine angegriffen. Er forderte die Ukrainer auf, zu Hause zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Foto: Pressebüro des ukrainischen Präsidenten via AP Photo / Keystone-SDA
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wendet sich am 24. Februar 2022 in Kiew an seine Nation. Er rief das Kriegsrecht aus und erklärte, Russland habe die militärische Infrastruktur der Ukraine angegriffen. Er forderte die Ukrainer auf, zu Hause zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Foto: Pressebüro des ukrainischen Präsidenten via AP Photo / Keystone-SDA
Behauptung

In einem Sharepic in den sozialen Medien kursierendem Sharepic wird behauptet, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei ein bekennender Nazi. Stimmt das? 

Beurteilung

Nein. Selenskyj ist jüdischer Herkunft, mehrere seiner Verwandten fielen dem Holocaust zum Opfer. Öffentlich sprach sich der ukrainische Präsident mehrfach gegen den Nationalsozialismus aus.

Sachlage

Wolodymyr Selenskyj ist Jude. Seine Urgrosseltern und drei Grossonkel wurden während des Holocaust getötet, wie der Präsident am 20. März 2022 in einem CNN-Interview sagte.


Der ukrainische Präsident sprach mehrfach öffentlich über den Nationalsozialismus, den Holocaust und den deutschen Angriffskrieg. Diese Tragödie mit Millionen von Toten dürfe sich nicht wiederholen, twitterte Selenskyj unter anderem am 8. Mai 2021 zum Tag der Befreiung. Tags darauf betont er in einer Rede zum Gedenken an die im Kampf gegen die deutsche Wehrmacht getöteten Ukrainer, wie wichtig es sei, dass die Ideologie des Nationalsozialismus verloren habe.


Kurz bevor Russland im Februar 2022 in die Ukraine einfiel, wandte sich Selenskyj in seiner Muttersprache Russisch an das Volk Russlands. Dabei sprach er von seiner jüdischen Herkunft und den enormen Verlusten, welche das ukrainische Volk im Zweiten Weltkrieg erlitt. Weiter betont er auch die verwandtschaftlichen Bande, die zwischen russischen und ukrainischen Familien bestehen.


Als russische Streitkräfte dann im März 2022 die Gedenkstätte Babyn Jar beschossen, richtet Selenskyj das Wort direkt an alle Juden der Welt: «Sie töten die Opfer des Holocausts zum zweiten Mal.» In der Schlucht von Babyn Jar am damaligen Stadtrand von Kiew wurden am 29. und 30. September 1941 mehr als 33 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder von den deutschen Besatzern erschossen und verscharrt. Es gilt als das grösste Einzelmassaker im Rahmen des «Holocausts durch Kugeln». 


Am 9. Mai 2022 gratulierte Selenskyj den Ukrainern erneut zum Tag des Sieges über den Nationalsozialismus und das verbrecherische Hitler-Regime.