21.12.2022 | Faktencheck

So unauffällig und einfach wie möglich

Im Jahr 2021 wurden gemäss den Statistiken 85 Einbrüche pro Tag registriert, etwas weniger als im Vorjahr. «Einbruch ist eines der häufigsten Delikte in der Schweiz», schreibt die Schweizerische Kriminalprävention (SKP). Die Wohnungseinbrecher nutzen die Abwesenheit der Bewohnerinnen und Bewohner, um Wertsachen zu entwenden. Dabei wird der «Weg des geringsten Widerstandes» bevorzugt, Konfrontationen werden vermieden. Gehören dazu Trackingmethoden?


Ein Mann demonstriert in der polizeilichen Beratungsstelle, wie einfach es für einen Einbrecher wäre, mit Hilfe eines stabilen Schraubenziehers ein geschlossenes Fenster von aussen zu öffnen (Aufnahme vom 10. April 2015). Foto: Keystone-SDA / dpa / Frank Rumpenhorst
Ein Mann demonstriert in der polizeilichen Beratungsstelle, wie einfach es für einen Einbrecher wäre, mit Hilfe eines stabilen Schraubenziehers ein geschlossenes Fenster von aussen zu öffnen (Aufnahme vom 10. April 2015). Foto: Keystone-SDA / dpa / Frank Rumpenhorst
Behauptung

Auch ausserhalb der Schweiz macht die Behauptung die Runde, wonach an Tankstellen oder Parkplätzen gratis Accessoires fürs Auto wie Schlüsselanhänger angeboten würden. Ein Sharepic warnt davor, derartige Geschenke anzunehmen. Denn darin würden sich Chips befinden, mit denen Kriminelle ihre Opfer ausspionieren, um ungestört in deren Wohnungen einzubrechen. Ist der Polizei diese Vorgehensweise bekannt?

Beurteilung

Es gibt schweizweit keine Hinweise auf derartige Vorkommnisse. Diese Geschichte kursiert bereits seit längerem in den sozialen Medien und ist wahrscheinlich nie passiert.

Sachlage

Den zuständigen kantonalen Behörden ist ein derartiger Tatablauf nicht bekannt, teilten sämtliche Kantonspolizeistellen auf Anfrage von Keystone-SDA mit. Gemäss langjähriger Erfahrung der Kantonspolizei Aargau würden Einbrecher auch keinen derartigen Aufwand betrieben, sondern Wohnungen und Häuser relativ spontan aussuchen. 


Mehrere Polizeidienststellen wiesen darauf hin, dass die Falschbehauptung seit längerem in den sozialen Medien kursiere. Die Kantonspolizei Thurgau schreibt, dass sie bereits im Jahr 2008 aufgetaucht sei.


Gemäss der Hoax-Liste der TU Berlin soll der Ursprung der Falschbehauptung eine Verteilaktion von   Schlüsselanhängern der Tankstellenkette Caltex in Südafrika im Jahr 2008 sein. Gerüchte um geheimnisvolle Funktionen dieser Schlüsselanhänger seien im Nachhinein gestreut worden. Auch die französische Website Hoaxbuster führt diesen Fall als Schwindel auf: viel zu kompliziert, willkürlich und zu teuer, um wahr zu sein.


Die Geschichte kursierte zur unterschiedlichen Zeiten auch ausserhalb der Schweiz und wurden von Faktenchecker wiederlegt. So ist es weder in Deutschland noch in Österreich zu derartigen Einbrüchen gekommen. Faktenchecks dazu gibt es auch im englischsprachigen Raum.


Prävention


Das Einbruchsrisiko lässt sich mit einigen simplen Massnahmen minimieren. Dazu zählt das Abschliessen von Türen sowie das Verriegeln der Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Bei längeren Abwesenheiten lohnt es sich, Nachbarn zu informieren. Diese sind dann bei Geräuschen oder Licht aus der eigentlich leeren Wohnung schneller alarmiert. Auch um die Post soll sich jemand kümmern, denn überquellende Briefkästen deuten auf eine Abwesenheit hin. Wird eine lange Reise geplant, lohnt es sich, eine automatische Zeitschaltuhr zu verwenden, um die eigene Anwesenheit vorzutäuschen. Einen 100-prozentigen Schutz vor Einbruch gibt es jedoch leider nicht.