Die Parteien vor den Wahlen 2023
Die Parteien vor den Wahlen 2023
Am 22. Oktober wählt die Schweiz den Nationalrat neu, und in den meisten Kantonen wird an diesem Tag auch die Ständevertretung bestimmt. Hundert Tage vor den Eidgenössischen Wahlen stellen wir uns dem Formstand der grossen sechs Parteien.
Unsere Fotografen Christian Beutler und Gaëtan Bally haben in den letzten Wochen aktuelle Studio-Portraits der Parteipräsidenten und einer Co-Präsidentin der grössten sechs Parteien angefertigt. Mitgenommen haben sie auch Lilian Studer, eine der wenigen Frauen in einem solchen Amt. Wir zeigen Ihnen an dieser Stelle das Making-of und selbstverständlich auch die daraus entstandenen Portraits.
Die SVP ist fest entschlossen, die Niederlage von 2019 wettzumachen, und hat sich im Hinblick auf die Eidgenössischen Wahlen im Herbst wieder auf ihre traditionellen Zugpferde Immigration und Neutralität besonnen. Die Partei versteht es wie keine andere, die vorherrschende Unzufriedenheit aufzufangen.
Während der Coronavirus-Krise stellte sie sich auf die Seite der Gegner der Anti-Covid-Massnahmen des Bundes. Heute nutzt die SVP den Anstieg der Asylanträge, um sich zu profilieren. Der Krieg in der Ukraine gab der SVP die Gelegenheit, ihr bedingungsloses Festhalten an der Neutralität immer wieder zu betonen.
Während der gesamten Legislaturperiode war sie die einzige der Regierungsparteien, die bei den kantonalen Wahlen Gewinne verzeichnen konnte. Und das letzte Wahlbarometer bestätigt ihre gute Form mit einem Anstieg um 1,5 Prozentpunkte auf 27,1 %. (vf)
Die SP wird bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober voraussichtlich ihre Position als zweitstärkste Partei der Schweiz festigen. Die Umfragen sagen ihr ein leicht steigendes Ergebnis voraus. Allerdings scheint sie unter einem Mangel an Sichtbarkeit zu leiden.
In Krisenzeiten kann das bürgerliche Lager glaubwürdiger erscheinen. Die SP konnte sich in der Parlamentsdebatte über die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS nicht profilieren, obwohl sie sich seit Jahren für eine strengere Regulierung einsetzt. Ausserdem wird sie in Zeiten angespannter Bundesfinanzen häufig für ihre übertriebene Grosszügigkeit bei den öffentlichen Ausgaben kritisiert.
Wenn sich die SP diesen Herbst hält, wäre der Erfolg angesichts der Entwicklung der Mandatszahlen in den kantonalen Parlamenten umso bemerkenswerter. Sie hat zwischen 2019 und 2023 fast 40 Sitze verloren. (kigo)
Die FDP will bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober die SP als zweitstärkste Kraft hinter der SVP ablösen. Die Partei bekräftigt ihre liberalen Grundsätze: Haushaltsdisziplin, Steuersenkungen und weniger Bürokratie. Sie hat auch ihren Diskurs über die Asylpolitik verschärft, ein Thema, das durch die hohen Einwanderungszahlen wieder in den Vordergrund gerückt ist.
Die jüngsten Umfragen zeigen jedoch, dass die FDP Gefahr läuft, zu stagnieren oder gar Zuspruch zu verlieren. Es ist nicht mehr auszuschliessen, dass die Mitte Partei ihr den dritten Platz streitig macht.
Die Affäre um die Credit Suisse könnte Spuren hinterlassen haben. Der Umgang mit dieser Krise irritiert eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer. In der Regierung und im Parlament haben sich die Mitglieder der FDP lange Zeit geweigert, die Schraube bei der Bankenregulierung anzuziehen. (nipa)
Die Mitte-Partei, im Parlament häufig Mehrheitsbeschafferin, geht mit neuem Namen in ihren ersten nationalen Wahlkampf. 2019 erreichten die frühere CVP und die BDP zusammen 13,8 Prozent Wähleranteil, beide erlitten Verluste. Erwartet wird, dass die Mitte diesen Wähleranteil in etwa halten kann.
Mit der Kostenbremse-Initiative hat die Partei das Thema Gesundheitskosten besetzt, neben der SP. Gemäss dem Begehren müssen Bundesrat, Parlament und Kantone eingreifen, wenn die Gesundheitskosten im Vergleich zur Lohnentwicklung zu stark steigen. Mit ihren zwei Initiativen gegen die Heiratsstrafe bewirtschaftet die Mitte ein weiteres «volksnahes» Thema.
Fünf ihrer 28 Nationalrätinnen und Nationalräte wollen im Herbst zurücktreten. Die 14 Mitte-Ständerätinnen und Ständeräte wollen alle bleiben. (su)
Die Grünen wollen ihren historischen Wahltriumph von 2019 bestätigen - ein schwieriges Unterfangen. Das Klima prägt zwar weiterhin die Politik, jedoch dominieren derzeit andere Krisen. Trotzdem wollen die Grünen nicht mehr länger nur der Junior-Partner der SP sein.
Mit diesem neuen Selbstbewusstsein pochen sie zudem auf einen Sitz im Bundesrat - müssten dafür aber wohl auch den freiwerdenden SP-Sitz von Alain Berset angreifen. Jedoch zeigten die kantonalen Wahlen in Zürich und Luzern in diesem Frühjahr, dass die Partei an Schwung verloren hat.
Zu erwähnen gilt es auch, dass bei der Klimawahl vor vier Jahren viele frühere SP-Wählende zu den Grünen gewechselt haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Teil dieser Personen nun wieder die Listen der Sozialdemokraten in die Urne legen wird. (gg)
Die Grünliberalen treten im Herbst mit dem Slogan «Mut zur Lösung» zu ihren fünften nationalen Wahlen an. Sie wollen den Schwung aus den kantonalen Wahlen mitnehmen. Als Partei der politischen Mitte streben sie eine Rückkehr in den Ständerat an - und schliessen auch ein Bundesratsamt nicht aus.
Vor vier Jahren war die GLP zusammen mit den Grünen die klare Wahlgewinnerin. Seither wuchs die Partei in den allermeisten Kantonen, wo sie antrat. Die 2007 gegründete GLP punktete vor allem bei jüngeren Wählenden mit ihrem neuen, progressiven Anstrich.
Gegner bezeichnen die Partei indes noch heute als Modepartei ohne Kompass. Die Grünliberalen selbst argumentieren, dass sie gegen die «Blockadepolitik von Rechts und Links» ankämpfen wollten – sei es beim Klimaschutz oder bei der Europapolitik. (gg)
Kontaktieren Sie uns für Fragen und weitere Informationen. Wir stehen Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.
Nicole Meier, Chefredaktorin deutschsprachige Dienste
nicole.meier@keystone-sda.ch, +41 58 909 52 63
Sabine Faust, Head of Sales
sabine.faust@keystone-sda.ch, +41 58 909 50 54
Hans-Jörg Hegner, Key Account Manager Medien
hans-joerg.hegner@keystone-sda.ch, +41 79 776 35 26
Kontaktieren Sie uns.