21.06.2023 | Faktencheck

Bereits geringe Menge CO2 hat Auswirkungen auf das Klima

Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral werden. Das entsprechende Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit wurde am 18. Juni 2023 von der Schweizer Stimmbevölkerung angenommen. Der Verbrauch von fossiler Energie soll reduziert werden, da aufgrund dessen Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangt. Wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) ist in der Luft vorhanden und wie sah der CO2-Gehalt in Laufe der Zeitgeschichte aus? Wie viel ist auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen? 


Aufgrund erhöhter Ozonwerte Ende Juni 2019 durfte auf der Autobahn A2 in der Region Mendrisio das Tempo nicht über 80 km/h betragen. Foto: Keystone-SDA / Francesca Agosta
Aufgrund erhöhter Ozonwerte Ende Juni 2019 durfte auf der Autobahn A2 in der Region Mendrisio das Tempo nicht über 80 km/h betragen. Foto: Keystone-SDA / Francesca Agosta
Behauptung

Gemäss einem Sharepic macht der CO2-Gehalt 0,04 Prozent der Luft aus, das auf menschliche Aktivitäten zurückzuführende CO2 sogar nur 0,0016 Prozent. Der Grossteil des CO2 in der Luft sei somit auf natürliche Faktoren zurückzuführen. Zudem sei CO2 wichtig für das Wachstum von Pflanzen und Bäumen: «Mehr CO2 bedeutet mehr Leben», so die Behauptung. Stimmt das?

Beurteilung

Die Zahlen sind irreführend. Selbst die scheinbar nur geringe CO2-Konzentration von 0,04 Prozent in der Atmosphäre hat bereits gravierende Folgen für das Klima. Zudem lässt sich die rasante Erwärmung seit der Industrialisierung erdgeschichtlich gesehen nicht durch natürliche Faktoren erklären.

Sachlage

Die im Sharepic angegebenen Werte über die Zusammensetzung der Luft sind mehrheitlich korrekt: Die Luft besteht aus etwa 78 Prozent Stickstoff, rund 21 Prozent Sauerstoff, etwas weniger als 1 Prozent Argon sowie zu etwa 0,1 Prozent aus weiteren Spurengasen. Laut NASA waren 2019 rund 0,04 Prozent Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre.


Vor Beginn der Industrialisierung schwankte der CO2-Anteil in der Atmosphäre über hunderttausende Jahre zwischen 180 und 300 ppm (Millionstel). Seit Beginn der Industrialisierung steigt der Anteil kontinuierlich und ist mittlerweile auf einem Niveau, welches in der vorindustriellen Zeit nie erreicht wurden. Aktuell sind das etwa 421 ppm.


Auch eine scheinbar geringe Menge CO2 hat einen enormen Einfluss auf den Wärmehaushalt der Erde, wie die Heinrich Heine Universität in Düsseldorf sowie die Columbia Climate School schreiben. 


Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich einig, dass der natürliche Kohlenstoffkreislauf durch menschliche Aktivitäten gestört wird. Insbesondere das Verbrennen von fossiler Energie und Waldrodungen haben den CO2-Gehalt in der Luft massiv ansteigen lassen. Auch die NASA schreibt, es sei unbestritten, dass sich durch menschliche Aktivitäten Gase in der Atmosphäre gesammelt haben. Durch diese Gase werde ein wachsender Teil der Sonnenenergie eingefangen, welche Land, Wasser und Luft erwärmen.


Dies hat Auswirkungen auf die Biodiversität und Artenvielfalt. So reagieren Pflanzenarten unterschiedlich auf einen höheren CO2-Gehalt in der Luft. «Eine echte Düngewirkung von CO2 gibt es nur, wenn alle Bodennährstoffe in überreichem Mass vorhanden sind», steht in der Climate-Press von 1998. Zudem nehme die Wirkung bei langlebigen Pflanzen mit zunehmendem Alter ab.


Der steigende CO2-Gehalt hat Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem, auch auf die Gewässer. Etwa ein Viertel der CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen wurde von den Meeren absorbiert und verursachen eine Versauerung der Ozeane, was wiederum die dortige Artenvielfalt gefährdet.


Über die Wirkung von mehr CO2 auf das Pflanzenwachstum sowie auf das Ökosystem hat Keystone-SDA bereits einen Faktencheck publiziert.