Der Blick auf die Schweiz im Lockdown
Der Blick auf die Schweiz im Lockdown
Die Strassen und Plätze im ganzen Land sind menschenleer, Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, die Grenzübergänge verbarrikadiert. Die Menschen halten Abstand voneinander, manche tragen Schutzmasken, jene, die arbeiten müssen, tragen Schutzanzüge. Der Frühling kommt, die Verlockung nach draussen zu gehen wird immer grösser, doch der Appell gilt für alle « Bleiben Sie zuhause ». Bitte.
Seit dem Lockdown leisten auch die Keystone-SDA Fotojournalistinnen und Fotojournalisten Ausserordentliches und dokumentieren die Corona-Krise im ganzen Land. Die Bilder sind zusammen mit ihren persönlichen Gedanken dazu hier zu sehen.
Jean-Christophe Bott
« Auch wenn diese Zeit Anlass zur Sorge gibt, muss ich als Fotograf vor Ort sein, um die Geschichte der Coronavirus-Krise zu erzählen. Ich freue mich auf danach, auf ein fröhlicheres gesellschaftliches Leben. »
Alessandro della Valle
« Von weitem sah ich Frau Martullo auftauchen, mit Maske. Sie war die einzige, die eine trug im Saal. Die Ratsmitglieder um sie herum waren ebenso erstaunt wie ich. Das Zwiegespräch mit der Ratspräsidentin sah angespannt aus, die Maske in ihrer Grösse beeindruckend.»
Urs Flüeler
« Schon beim Betreten des Gebäudes wurden Atemschutzmasken verteilt, wir mussten uns strikte an die Verhaltensregeln halten. Das Fotografieren mit Maske stellte mich vor neue Herausforderungen, war es doch ungewöhnlich warm unter der Maske und meine Brille beschlug sich. Es ist alles ein wenig ungewöhnlich in diesen Tagen. »
Anthony Anex
«Erst als ich die Intensivstation des HFR-Kantonsspitals Freiburg betreten konnte, wurde mir das Ausmass der Pandemie bewusst. Ein junger Mann meines Alters lag im Koma. Maschinen mit Schläuchen in seinem Hals hielten ihn am Leben. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass er wieder gesund wird.»
Peter Klaunzer
« Während meiner Mittagspause traf ich diese zwei Gipser bei ihrer Mittagspause. Ich habe sie eine Woche später wieder getroffen und sie hatten eine Riesenfreude, weil sie das Bild in einer Zeitung entdeckt hatten. »
Davide Agosta
« In diesen Monaten sind wir mit Situationen konfrontiert, die wir noch nie zuvor erlebt haben. Situationen aus dem Alltag sind völlig über den Haufen geworfen, sogar das Leiden. Auffallend ist auch, wie einfachste menschliche Gesten zu einer intimen Angelegenheit geworden sind. »
Ennio Leanza
« Meine Arbeit und mein Alltag hat sich nicht wirklich verändert. Spannend ist die Leere einer sonst so belebten Stadt wie Zürich, mit Menschen zu sprechen die man sonst nur grüsst und die Solidarität in der näheren Umgebung zu spüren.»
Salvatore di Nolfi
« Im Grunde hat sich meine Arbeit nicht verändert, ich mache immer noch Bilder für die Agentur Keystone-ATS. Verändert haben sich durch COVID-19 jedoch die Umstände. Sie sind komplexer geworden und manchmal verschliessen sich die Türen vor meiner Linse. »
Gian Ehrenzeller
« Die Corona-Krise ist für mich als Fotograf ein Stück weit unsichtbar; sie zeichnet sich durch das Nicht-Stattfinden und Ausbleiben aus, während Mitarbeiter des Gesundheitswesens hinter verschlossenen Türen arbeiten. Anders in Kreuzlingen: Das Virus lässt die vergessene Grenze erstarken. Nach einem ersten Zaun steht nun auch ein zweiter da, was diesem Paar die Berührung verunmöglicht. Dem Gebot der Stunde folgend führt für die beiden kein Weg zueinander. »
Laurent Gilliéron
« Während eines Radiointerviews kündigte Amandine an, für ihre Nachbarn von ihrem Balkon aus zu singen. Sofort nahm ich über Facebook mit ihr Kontakt auf, ich wollte das Minikonzert unbedingt fotografieren. Amandine gab mir alle Angaben und so war ich zum vereinbarten Zeitpunkt unten auf der Strasse vor ihrem Balkon. Doch von hier aus würde es kein brauchbares Bild geben. Sie erlaubte mir, während ihrer Darbietung in ihre Wohnung zu kommen und den Event aus ihrer Perspektive zu fotografieren. Es sind diese Momente, kurze Begegnungen und unvergessliche Erinnerungen, die meine Arbeit während der Coronakrise aufhellen … bis zur Ankunft der Polizei, die dem improvisierten Hauskonzert ein jähes Ende setzte. »
Christian Beutler
« Die allgemeine Verunsicherung ist stark spürbar. Wir Fotografen sind uns gewohnt auf Leute und Themen zuzugehen. Ich erlebe die jetzige Zeit als sehr distanziert. Immer muss man aufpassen, dass man den nötigen Abstand einhält. Den Alltag – ob bei der Arbeit oder im Privatleben - muss man neu organisieren.»
Alexandra Wey
« Eine Arbeitskollegin hat mich mit Sandy in Kontakt gebracht. Sandy war begeistert, dass ich sie fotografieren wollte und liess mich während des ganzen Workouts fotografieren und filmen. Mir gefiel ihre positive Ausstrahlung. Immer wieder sprach sie mit den Trainierenden, motivierte sie und gab Antworten auf die vielen Kommentare. Am liebsten hätte ich selber mitgemacht. »
Georgios Kefalas
« Für mich ist dieses Bild die erste Visualisierung der Konsequenzen der Massnahmen gegen das Coronavirus in der Schweiz. Seither sehen wir täglich Szenen, wie wir sie eigentlich nur aus Katastrophenfilmen kennen: Leere Plätze, geschlossene Geschäfte und Restaurants, verbarrikadierte Grenzübergänge, Armee-Einsätze, Menschen mit Schutzmasken. Als Fotograf will ich diesen historischen Moment dokumentieren und muss raus, als Familienvater ist mir manchmal jedoch gar nicht wohl dabei. »
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