20.09.2023 | Faktencheck

Präzision in der Messung der Luftqualität hat zugenommen

Die Atmosphäre setzt sich aus mehreren Gasen zusammen, unter anderem kommt Kohlenstoffdioxid (CO2) vor. Dieser Anteil in der Luft ist gemäss wissenschaftlich Daten stetig gestiegen, verantwortlich dafür ist insbesondere die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Wie viel CO2 ist in der Luft vorhanden und wie hat sich deren Gehalt im Laufe der Zeit verändert? 


Messgeräte zur Messung der Luftqualität im Februar 2022 in Basel. Foto: Keystone-SDA / Georgios Kefalas
Messgeräte zur Messung der Luftqualität im Februar 2022 in Basel. Foto: Keystone-SDA / Georgios Kefalas
Behauptung

In den sozialen Medien kursiert ein Ausschnitt aus einem Lexikon. Dieser besagt, dass der CO2-Gehalt, welcher in den Jahren 1827 bis 1829 gemessen wurde, 0,04 Prozent betrug. «Es gab daher keinerlei CO2-Anstieg in den letzten 200 Jahren», behauptet ein Facebook-User und bezeichnet den menschengemachten Klimawandel als «Lüge». Ist die vermeintliche Quelle vertrauenswürdig?

Beurteilung

Der Fortschritt in der Wissenschaft hat neue Methoden und Erkenntnisse hervorgebracht. So hat sich auch die Messmethode zum Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Atmosphäre gewandelt und ist präziser geworden. Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert wurden deutlich niedrigere Werte als 0,04 Prozent gemessen. Der CO2-Gehalt in der Luft hat in den letzten 200 Jahren stark zugenommen.

Sachlage

Die abgebildeten Seiten stammen aus dem zweiten Band der Enzyklopädie «Neues Conversations-Lexikon für alle Stände» aus dem Jahr 1857. Auf den Seiten 320 und 321 werden über die Versuche berichtet, den CO2-Gehalt der Luft zu messen, welche in den Jahren 1827 bis 1829 stattfanden. Durchgeführt wurden die Messungen durch den Schweizer Naturforscher Nicolas Théodore de Saussure.


Die Messergebnisse von de Saussure fielen je nach Witterung und Standort unterschiedlich aus. Die Forschenden resümierten: Gemäss der Gesamtheit dieser Untersuchungen beträgt der CO2-Anteil in der Atmosphäre etwa 0,04 Prozent. Damals war jedoch noch nicht bekannt, ob dieser Wert konstant ist oder ob er sich verändert und woher das CO2 in der Luft stammt.


Umgangssprachlich wird Kohlendioxid manchmal auch als Kohlensäure bezeichnet. In der späteren Ausgabe aus dem Jahr 1890 wird Kohlensäure mit CO2 gleichgesetzt und ebenfalls mit 0,04 Prozent Luftanteil angegeben. Bereits damals erkannten Naturwissenschaftler den Zusammenhang von Kohlendioxid (CO2) und klimatischen Veränderungen.


Mit dem Fortschritt in der Wissenschaft haben sich auch die Messmethoden verbessert. Die Methoden aus dem 19. Jahrhundert gelten heute als veraltet. In einer Publikation von 1984 erläutert ein Klimaforscher der Universität Bonn: Ende des 19. Jahrhunderts bestimmten diverse, zur damaligen Zeit noch ungenaue Messmethoden den CO2-Gehalt auf 290 bis 295 «Parts per million» (ppm), was 0,029 bis 0,0295 Prozent CO2-Anteil in der Atmosphäre wäre. Andere Forschende kamen mit anderen Messmethoden auf nach unten abweichenden Ergebnissen im Vergleich zu den Ergebnissen von de Saussure.


Im Jahr 2008 fanden Forscher der Universität Bern durch Eisbohrungen in der Antarktis heraus, dass die Konzentration des für den Klimawandel mitverantwortlichen Treibhausgases CO2 heute wesentlich höher liegt als jemals zuvor. Die Schweizer Wissenschaftler bestätigten damals die enge Verbindung von zunehmender Kohlendioxid-Konzentration und Klimawandel sowie des anthropogenen Treibhauseffektes. Über die Zusammensetzung der Luft hat Keystone-SDA bereits einen Faktencheck publiziert.

Quelle: NASA
Quelle: NASA

 

 

 

Die NASA eruierte den CO2-Gehalt in der Atmosphäre der letzten 800’000 Jahren. Wie in der Grafik zu sehen ist, gab es immer wieder Schwankungen, doch seit den 1950er Jahren stieg der CO2-Anteil unaufhaltsam an. Gemäss der NASA überstieg im Jahr 2013 der CO2-Gehalt in der Atmosphäre erstmals die 400 ppm-Marke. Stand Juli 2023 beträgt der Kohlendioxid-Gehalt 422 ppm.