11.10.2023 | Faktencheck

CO2-Emissionen in der Schweiz und in China – ein Vergleich

Im Juni 2023 nahm das Schweizer Stimmvolk das Klima- und Innovationsgesetz an. Dabei sind Fördermassnahmen vorgesehen, welche zur Erreichung der Klimaneutralität Schweiz beitragen sollen. So sind auch Unternehmen gefordert, für ihre Produktion Technologien zu verwenden, die möglichst keine Treibhausgase ausstossen. Für diese innovativen Technologien sieht der Bund unter anderem finanzielle Hilfe vor. Damit soll gleichzeitig der Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz gestärkt werden. Wieviel Kohlenstoffdioxid (CO2) stösst die Schweiz zurzeit aus? 


An der EPFL wird an CO2 betriebenen Wärmenetzen geforscht. Internationale Bestrebungen wollen den CO2-Austoss verringern, an entsprechenden Technologien wird experimentiert, wie hier im August 2022 in einem Gebäude der Haute Ecole d’Ingenière (HEI) der HES-SO Valais-Wallis auf dem Energypolis-Campus in Sitten. Der Campus Energypolis testet als Weltpremiere eine neue Technologie, um mit CO2 zu heizen und zu kühlen. Foto: Keystone-SDA / Laurent Gilliéron.
An der EPFL wird an CO2 betriebenen Wärmenetzen geforscht. Internationale Bestrebungen wollen den CO2-Austoss verringern, an entsprechenden Technologien wird experimentiert, wie hier im August 2022 in einem Gebäude der Haute Ecole d’Ingenière (HEI) der HES-SO Valais-Wallis auf dem Energypolis-Campus in Sitten. Der Campus Energypolis testet als Weltpremiere eine neue Technologie, um mit CO2 zu heizen und zu kühlen. Foto: Keystone-SDA / Laurent Gilliéron.
Behauptung

In einem in den sozialen Medien kursierendem Sharepic wird behauptet, China stosse in vier Stunden genau so viel Kohlenstoffdioxid (CO2) aus wie die Schweiz in einem ganzen Jahr. Wie hoch sind die CO2-Emissionen Chinas verglichen mit der Schweiz tatsächlich?

Beurteilung

China verursacht viel mehr CO2 als die Schweiz, das Verhältnis im Sharepic ist jedoch übertrieben. Zudem importiert die Schweiz über den Konsum viel CO2. Bemessen an der Bevölkerungsgrösse hat die Schweiz einen deutlich höheren CO2-Ausstoss pro Kopf.

Sachlage

China ist weltweit der grösste CO2-Verursacher. Gemäss Global Carbon Atlas stiess China im Jahr 2020 auf seinem Territorium 10’956 Megatonnen CO2 aus, also etwa 30 Megatonnen pro Tag oder 1,25 Megatonnen pro Stunde. Mit 34 Megatonnen pro Jahr befand sich die Schweiz auf Platz 72 im internationalen Ranking. China benötigte also rein rechnerisch etwa 27 Stunden, um den CO2-Ausstoss des Jahres 2020 der Schweiz zu erreichen - nicht nur 4, wie im Sharepic behauptet.


Dabei handelt es sich jedoch nur um produktionsbasierte CO2-Emissionen. Nicht mitgerechnet sind CO2-Emissionen, welche bei der Produktion von Importgütern entstehen und im Ausland anfallen. Betrachtet man diese konsumbasierten CO2-Emissionen, war China im Jahr 2020 in absoluten Zahlen mit 10’033 Megatonnen weltweit der grösste CO2-Importeur. Die Schweiz befindet sich mit 107 Megatonnen importierten CO2-Emissionen auf Platz 39.


Setzt man die beiden Messgrössen ins Verhältnis, ergibt sich ein anderes Bild: Die Schweiz importiert deutlich mehr CO2, als innerhalb der Grenzen ausgestossen wird. Damit gehört die Schweiz weltweit zu den grössten CO2-Importeuren. China hingegen importiert etwa 8 Prozent weniger CO2, als im eigenen Land anfallen, und gehört somit zu den CO2-Exporteuren.


Weiter gibt die Bevölkerungsgrösse darüber Auskunft, wie hoch der CO2-Ausstoss pro Kopf in einem Land ist. Gemessen an den konsumbasierten CO2-Emissionen hat die Schweiz mit 12 Tonnen einen deutlich höheren Pro-Kopf-Ausstoss als China mit 7 Tonnen.