Jahresrückblick 2019 - Unsere Fotografen erzählen die Geschichte hinter ihrem Bild
Jahresrückblick 2019 - Unsere Fotografen erzählen die Geschichte hinter ihrem Bild
Ich arbeitete gerade parallel an einem Event für das Weltwirtschaftsforum, als ich plötzlich einen Anruf von meinem Kollegen Laurent Gilliéron bekam. Ihm war es endlich gelungen, die genaue Ankunftszeit des Zuges der Klimaaktivistin Greta Thunberg in Erfahrung zu bringen. Sofort machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um auf sie zu warten. Dort hatte ich schon bald Gesellschaft von rund 20 weiteren Fotografen, Filmemachern und Journalisten.
Die junge Greta mit ihrem Schild in der Hand allein auf dem Bahnsteig nach einer 30-stündigen Zugfahrt – das ist eines der wenigen Bilder von mir, das die Ruhe vor dem Sturm einfängt. Auf diesen Moment folgte nämlich eine unendliche Reihe von Fragen, Interviews und Reden im Rampenlicht von Davos nur fünf Monate nach ihrem ersten Klimastreik, der 2019 Millionen junger Menschen inspirierte.

Am frühen Abend des 10. Januar 2019 löste sich eine Lawine unter dem Säntis. Sie erreichte eine Breite von 300 Metern und bis zu fünf Metern Höhe und traf das Hotel Säntis auf der Schwägalp.
Ich hatte vom Unglück am selben Tag erfahren, war losgefahren, hatte aber nach einem Telefonat mit der Polizei wieder kehrt gemacht - das Gebiet blieb bis am Freitag abgesperrt.
Schliesslich konnten die Medien die Schäden vor Ort besichtigen. Die Lawine hatte Autos verschüttet und mit Schnee aufgefüllt, die Scheiben des Restaurants eingedrückt und sich einen Weg in den Speisesaal gebahnt. Draussen suchten Mitglieder der Rettungskolonne mit Sonden und Hunden nach Verschütteten, drinnen schaufelten bereits Angestellte die Lawine wieder nach draussen.
In der 84-jährigen Geschichte der Säntisbahn hatte es noch nie einen vergleichbaren Fall gegeben. Die Lawine hatte alle überrascht. Wie durch ein Wunder gab es nur Leichtverletzte.

Dieses Bild wurde in Anwesenheit der Medien während der ersten Generalprobe mit Kostümen aufgenommen. Ich wollte hier vor allem das beeindruckende Lichtspiel des gigantischen LED-Bodens zur Geltung bringen. Um das zu bewerkstelligen, stellte ich mich auf die Tribüne, von wo aus ich eine bessere Sicht auf den riesigen Bildschirm auf dem Boden hatte. Ausserdem benutzte ich eine lange Brennweite, um die Choreografien der Statisten hervorzuheben.

Doch dann drehte sich Christian Stucki in meine Richtung, fiel auf die Knie und begann zu jubeln. Das ist der Moment dieses Bildes.

Habe mich eine halbe Stunde vor dem Termin postiert und diesen nicht mehr hergegeben. Es gibt immer wieder Fotografen und Kameramänner, die auf den letzten Drücker kommen und meinen, sie können den Platz ergattern. So hatte ich die Ungläubigkeit und den Jubel von Regula Rytz in ihrem Gesicht eingefangen.
Das macht es aus und lässt sich nicht wiederholen.
