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09.02.2022 | Faktencheck

Experten widersprechen Berset: Omikron-Infektion ist gefährlicher als eine Grippe

Obwohl die hochansteckende Sars-CoV-2-Variante Omikron aktuell das Pandemiegeschehen in der Schweiz dominiert, entspannt sich die Situation auf den Intensivstationen. Der Bundesrat hat erste Lockerungen eingeleitet: Die Homeoffice-Pflicht ist aufgehoben, weitere Öffnungsschritte sind geplant. 


[Symbolbild] Ein Mädchen mit Grippe schläft am 19. Februar 2016 auf dem Sofa ihrer Familie in Rigi Klösterli. Foto: Keystone-SDA / Gaëtan Bally
[Symbolbild] Ein Mädchen mit Grippe schläft am 19. Februar 2016 auf dem Sofa ihrer Familie in Rigi Klösterli. Foto: Keystone-SDA / Gaëtan Bally
Behauptung

In einem auf Facebook kursierendem SharePic wird Bundesrat Alain Berset mit der Aussage zitiert, Omikron sei für Geimpfte wie eine Grippe. Dies gelte auch für Ungeimpfte, wird ergänzt. Wie gefährlich ist Omikron wirklich im Vergleich zur Grippe?

Beurteilung

Eine Sars-CoV-2-Infektion ist wesentlich gefährlicher als eine Influenza. Daten weisen auf eine höhere Sterblichkeit hin. Auch bei der Omikron-Variante besteht das Risiko, schwer zu erkranken oder Langzeitfolgen zu entwickeln - besonders für Ungeimpfte.

Sachlage

Alain Berset sagte Mitte Januar 2022 gegenüber der Sendung Forum von RTS, eine Omikron-Infektion sei für Geimpfte wie eine Erkältung (ab Minute 11:00). Dem widersprechen diverse Experten.

 

Der deutsche Immunologie Carsten Watzl sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, eine Sars-CoV-2-Infektion sei wesentlich gefährlicher als eine Grippe. Französische Forschende, welche die ersten Monate der Pandemie untersuchten, stellten fest, dass Sars-CoV-2-Viren fast dreimal tödlicher sind als Influenza-Viren.


Die Financial Times veranschaulichte Ende Januar 2022 anhand von Daten der britischen Behörden, dass Sars-CoV-2 im Laufe der Pandemie zwar immer weniger tödlich wurde, im Durchschnitt jedoch immer noch gefährlicher ist als eine Grippe. Verglichen mit einer typischen Grippewelle sei der Schweregrad von kommenden Covid-Wellen aktuell nicht abschätzbar, meint Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel.

 

Mitte Januar 2022 warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor, eine Ansteckung mit Omikron zu verharmlosen. Die geringeren Hospitalisationen während der Omikron-Welle seien vor allem auf eine Immunisierung durch eine frühere Infektion oder durch die Impfung zurückzuführen. Zu beachten ist, dass die Angaben zu eher milderen Verläufen mehrheitlich aus europäischen Länder stammen. Was Omikron insbesondere bei den vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Länder mit einer niedrigeren Grundimmunisierungsrate anzurichten vermag, ist gemäss WHO noch unklar.

 

Bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 sind auch die möglichen Langzeitfolgen nach wie vor ungewiss, warnte die WHO. Eine Impfung minimiere das Risiko von schweren Krankheitsverläufen und der Entwicklung von Long Covid. Ausserdem seien international deutlich höhere Corona-Impfraten notwendig, um die Pandemie zu beenden.

 

Das Risiko einer Hospitalisation oder eines tödlichen Verlaufes bei einer Omikron-Infektion soll für Ungeimpfte um 25 Prozent geringer sein als bei einer Delta-Infektion. Dies ergaben Datenauswertungen aus Südafrika. Einen höheren Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf biete vor allem eine bereits durchgestandene Infektion oder eine Impfung, so die Forschenden.

 

Gegen Omikron sei insbesondere die Booster-Impfung relevant, wiesen Forschende nach. Drei Impfdosen wirken effektiver gegen Omikron als eine natürlich erlittene Infektion oder eine Grundimmunisierung mittels zwei Impfdosen. Eine vollständige Immunität kann aber nicht garantiert werden.

 

Das deutsche Robert Koch-Institut schätzt die Infektionsgefahr mit der Omikron-Variante für Ungeimpfte sehr hoch ein, für die zweifach Geimpften als hoch und für die dreifach Geimpften als moderat. Auch Berset betonte gegenüber RTS die Relevanz der Covid-Impfung. Dadurch sei die Erkrankung handhabbarer geworden, so Berset.