03.04.2024 | Faktencheck

Kommunikation in Kriegszeiten

Ende Februar 2024 äusserte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erstmals seit dem russischen Angriff im Februar 2022 zu der Zahl der Todesopfer. 31’000 ukrainische Soldaten seien im Krieg gegen Russland getötet worden. Ob dies alle Gefallenen seit dem Beginn der russischen Aggression gegen die Ukraine im Jahr 2014 beinhalte oder nur diejenigen seit dem offenen Kriegsausbruch im Februar 2022, ist nicht bekannt. Was geschieht eigentlich mit den Mobiltelefonnummern von gefallenen ukrainischen Soldaten?


Einheimische stehen im Januar 2018 vor dem Büro des lokalen Mobilfunkanbieters Feniks in der Innenstadt der von prorussischen Rebellen kontrollierten Stadt Donezk in der Ukraine Schlange. Sie sorgen sich um den Verlust der mobilen Kommunikation. Das ukrainische Unternehmen Vodafone erklärte, es könne die Mobilfunkdienste in der DVR (Donezkaja Narodnaja Respublika) und der LNR (Luganskaja Narodnaja Respublika) nicht wiederherstellen, da sie in den nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten unterbrochen seien. Foto: Keystone-SDA / epa / Alexander Ermochenko
Einheimische stehen im Januar 2018 vor dem Büro des lokalen Mobilfunkanbieters Feniks in der Innenstadt der von prorussischen Rebellen kontrollierten Stadt Donezk in der Ukraine Schlange. Sie sorgen sich um den Verlust der mobilen Kommunikation. Das ukrainische Unternehmen Vodafone erklärte, es könne die Mobilfunkdienste in der DVR (Donezkaja Narodnaja Respublika) und der LNR (Luganskaja Narodnaja Respublika) nicht wiederherstellen, da sie in den nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten unterbrochen seien. Foto: Keystone-SDA / epa / Alexander Ermochenko
Behauptung

In einem in den sozialen Medien kursierenden, vermeintlich von der Telekomfirma Vodafone Ukraine stammenden Werbevideo wird nun zum Kauf von Telefonnummern aufgerufen. Es wird suggeriert, Vodafone Ukraine wolle im Andenken und in Erinnerung der gefallenen ukrainischen Helden deren Mobiltelefonnummern für 100 US-Dollar pro Stück verkaufen. Insgesamt sollten so 100 Millionen US-Dollar für die ukrainische Armee gesammelt werden. Was hat es mit dem Video auf sich?

Beurteilung

Es handelt sich um eine Fehlinformation. Vodafone Ukraine reserviert die deaktivierten Mobiltelefonnummern der getöteten oder vermissten ukrainischen Soldaten für zwei Jahre. In dieser Zeit kommen diese Nummern nicht in den Handel.

Sachlage

Auf Anfrage teilt Vodafone Ukraine mit, dass es sich um eine Fehlinformation handle. Eine derartige Aktion führe Vodafone Ukraine nicht durch, so das Unternehmen.


Im Sommer 2023 rief der ukrainische Minister für digitale Transformation Mykhailo Fedorov eine Initiative ins Leben, welche die Mobilfunkbetreiber dazu aufrief, die Mobiltelefonnummern von toten oder vermissten ukrainischen Soldaten für zwei Jahre zu reservieren. Vor dem Krieg wurden Nummern, welche während eines Jahres inaktiv waren, für den Verkauf freigegeben.


Vodafone Ukraine unterstützt die Initiative der ukrainischen Behörde, wie das Unternehmen auf diversen Kanälen bekannt gab. Auch Medien berichteten darüber. Vodafone Ukraine verkauft gemäss der aktuellen Initiative deaktivierte Nummern während zwei Jahren nicht, teilte das Unternehmen mit. Wegen begrenzten Nummernkapazität werde nach Ablauf dieser Frist die Nummer allerdings wieder für den Handel freigegeben.


Das Fake-Video besteht aus zusammengeschnittenem Werbematerial von Vodafone Ukraine. So ist das in der Anfangsszene zu sehende ältere Paar in einem Werbevideo von Dezember 2023 zu sehen. Etwas später veröffentlichte Vodafone ein anderes Video mit einer Frau im Strickpullover.


Das Mädchen am Tisch sowie der Mann im Auto stammen aus einem Video vom Dezember 2022. Auch der Mann auf der Brücke sowie der Mann mit der rosa Mütze sind demselben Vodafone-Werbevideo vom September 2022 entnommen worden. Die Sequenz der winkenden Dame stammt aus einem Video vom Oktober 2022. Keines der Videos, von denen das Material für das Fake-Video entnommen wurden, haben aber mit der vermeintlichen Aktion zu tun.


Das Fake-Video wurde unter anderem in kremlfreundlichen Kanälen verbreitet. Das Ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation, aber auch ukrainische Faktenchecker bezeichnen das gefälschte Video als russische Propaganda.