31.01.2024 | Faktencheck

Der dünne Grat zwischen Satire und Desinformation

Beim Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) in Davos treffen sich nicht nur hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, sondern auch Aktivisten aller Art. Etliche davon kritisieren das Treffen. So fanden auch dieses Jahr rund um das Treffen diverse Demonstrationen statt, was von diversen Medien aufgegriffen wurde. Die Behörden wollen auch während der Veranstaltung die «Auseinandersetzung mit kritischen Fragen zur Globalisierung und zur Entwicklung der Weltwirtschaft» ermöglichen und erlauben auf Gesuche hin entsprechende Demonstrationen.


Demonstranten am 14. Januar 2024 in Davos: Sie kritisieren das Weltwirtschaftsforum (WEF) in seiner Rolle und werfen den teilnehmenden Konzernen vor, die aktuellen Krisen zu schüren und davon zu profitieren. Gemäss einer Studie von Oxfam haben die Krisen und Kriege der letzten Jahre die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt vergrössert. Foto: Keystone-SDA / DPA / Hannes P Albert
Demonstranten am 14. Januar 2024 in Davos: Sie kritisieren das Weltwirtschaftsforum (WEF) in seiner Rolle und werfen den teilnehmenden Konzernen vor, die aktuellen Krisen zu schüren und davon zu profitieren. Gemäss einer Studie von Oxfam haben die Krisen und Kriege der letzten Jahre die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt vergrössert. Foto: Keystone-SDA / DPA / Hannes P Albert
Behauptung

In den Sozialen Medien kursiert ein Video mit der Rede des vermeintlichen WEF-Teilnehmers Damon Imani, der auf offener Bühne den WEF-Gründer Klaus Schwab beleidigt. Stimmt das?

Beurteilung

Falsch. Das Video ist Satire, wie auch der Autor in seinem Post auf X deklarierte. Das WEF findet weltweite Beachtung, ein solcher Vorfall wäre von den Medien sofort aufgegriffen worden.

Sachlage

Der für seinen satirischen Ansatz bekannte Damon Imani stellte das Video am 16. Januar 2024 online, nachdem er seinen vermeintlichen Auftritt am WEF einige Stunden vorher selbst auf X angekündigt hatte. Damon Imani ist ein in Dänemark lebender Produzent und Künstler iranischer Herkunft, der Videoinhalte zu gesellschaftlichen Fragen, Nachrichten und aktuellen Ereignissen erstellt.

Quelle: Screenshot X
Quelle: Screenshot X

 

 

 

Im X-Post kündigte sich Imani als «neuer WEF-Teilnehmer» an, Minuten später stellte der Künstler klar, dass es sich dabei um Satire handelt. Das WEF kündigt die Rednerinnen und Redner im Programm an, die Sessions sind auch auf der Website vom WEF verfügbar. Damon Imani ist darauf nicht zu finden.


Beim Video handelt es sich um eine Manipulation. Das lässt sich auch daran erkennen, dass oben links konstant der Name des vermeintlichen Speakers eingeblendet ist. Bei Übertragungen vom WEF, wie etwa der Eröffnungsrede von WEF-Gründer Klaus Schwab und Bundespräsidentin Viola Amherd, ist das nicht der Fall. Auch wird im Video von Imani ganz am Schluss sein Social Tagging @damonimani eingeblendet.


In dem Satire-Clip ist bei Sekunde 13 zu sehen, wie Klaus Schwab aufsteht, bei Sekunde 16 verlassen Viola Amherd und Klaus Schwab die Bühne. Diese Szenen sind der Eröffnungsrede bei Minute 08:32 und bei Minute 27:11 entnommen.


Hätte sich ein derartiger Vorfall tatsächlich ereignet, wäre das von den Medien sowie weiteren Augenzeugen umgehend aufgenommen und verbreitet worden. Doch hierzu fehlen jegliche Beweise. Es lassen sich lediglich Faktenchecks in diversen Sprachen finden, welche das Video als Manipulation und Satire ausweisen. Die Zahl der diversen Faktencheckorganisationen, welche sich mit dem Video beschäftigten, zeigt, dass das Satire-Video viral ging und eine grosse Reichweite erzielte.


Fehlinformation und Desinformation zählen gemäss Global Risks Report 2024 vom WEF zu den grössten Risiken für die internationale Gemeinschaft in den kommenden Jahren. Das zerstörende Potential von Falschinformation nehme rapide zu, hält der Bericht fest. Fehlinformation könnten Wahlprozesse in diversen Ländern stören, Misstrauen gegenüber Medien und Behörden würde so die Polarisierung in der Gesellschaft fördern und dies würde zu Unruhen und Konflikten führen. Der Bericht hält weiter fest, dass Desinformation an der Aushöhlung von Rechten beitrage, wenn Behörden die Verbreitung von Falschinformation nicht eindämmen würden.