13.04.2022 | Faktencheck

Die CO2-Konzentration in der Luft beeinflusst den Nährwert von Lebensmitteln

Ohne Kohlenstoffdioxid (CO2) kein Sauerstoff. Pflanzen produzieren für uns Menschen das überlebenswichtige Gas Sauerstoff, indem sie CO2 aus der Luft unter Einfluss von Wasser in Zucker und Sauerstoff umwandeln. So weit so gut. Doch die zunehmende Menge an Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre hat auch negative Folgen für die Ökosysteme und für den Menschen. Klimatische Veränderungen sind bereits spürbar, Wetterextreme treten häufiger auf. Trotzdem kursiert weiterhin der Aufruf, eine Senkung des CO2-Ausstosses durch den Menschen sei nicht nötig, ja, sogar gefährlich. Keystone-SDA erklärt die Sachlage anhand von Fakten. 


Anlage in Hinwil zur Filterung von CO2 direkt aus der Umgebungsluft (Foto vom Mai 2017) – wird von CO2-Redkuktion gesprochen, ist Kohlenstoffdioxid gemeint, das bei der Verbrennung von fossilen Energieträger entsteht. Bild: Keystone-SDA / Gaëtan Bally
Anlage in Hinwil zur Filterung von CO2 direkt aus der Umgebungsluft (Foto vom Mai 2017) – wird von CO2-Redkuktion gesprochen, ist Kohlenstoffdioxid gemeint, das bei der Verbrennung von fossilen Energieträger entsteht. Bild: Keystone-SDA / Gaëtan Bally
Behauptung

Auf einem auf Facebook kursierenden SharePic heisst es, weniger CO2 in der Umwelt bedeute weniger Pflanzenwachstum. Noch dazu: Eine geringere CO2-Produktion, um die Klimaerwärmung zu begrenzen, würde das Leben von Pflanzen und Tiere kosten. Stimmt das?

Beurteilung

Die Behauptung betrachtet die Komplexität des Klimawandels nur selektiv. Der steigende CO2-Gehalt in der Umwelt wirkt auf manche Pflanzenarten zwar wachstumsfördernd, gleichzeitig kann bei manchen Arten der Nährstoffgehalt dadurch jedoch abnehmen. Lebewesen in den Meeren sind ebenfalls negativ vom steigenden CO2-Gehalt in der Atmosphäre betroffen. Ziel ist nicht, den CO2-Anteil in der Atmosphäre vollständig zu eliminieren, sondern lediglich auf ein Mass, das die globale Temperaturerhöhung langfristig auf maximal zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzt.

Sachlage

Nicht jede Pflanzenart reagiert gleich auf die steigende CO2-Konzentration. Manche Pflanzen gedeihen tatsächlich besser. So verwendet der Schweizer Agrarsektor gezielt CO2 zur Beschleunigung des Pflanzenwachstums.

Doch nicht überall wirkt sich CO2 förderlich auf den Pflanzenertrag aus. So untersuchten Forschende die Auswirkungen des erhöhten CO2-Gehalts auf den Weizenertrag und dessen Qualität. Gemäss der Studie konnte der Kornertrag zwar vermehrt werden, doch die Körner wurden kleiner. Auch der Nährwert des Getreides verringerte sich. Dies wiederum beeinflusst die Gesundheit der Menschen negativ.

Für das Pflanzenwachstum sind neben CO2 zudem weitere Elemente erforderlich, die Lebewesen aus dem Boden beziehen. Wasser, Zugang zu Licht und Temperaturen beeinflussen das Wachstum ebenso. Anders als in der kontrollierten Agrarzone sind diese Stoffe in der freien Natur nicht im Überfluss vorhanden. 

Auch klimatische Bedingungen beeinflussen den Ernteertrag. Mit den extremeren Klimabedingungen ist mit grösseren Verlusten zu rechnen.

Der steigende CO2-Gehalt hat Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem, denn auch im Meer steigt die CO2-Konzentration. Dies hat für Meerestiere katastrophale Auswirkungen, warnt die Stiftung Umweltinformation Schweiz. Geschädigte Ökosysteme können verschiedene Leistungen nicht mehr erbringen, was sich letztlich auch negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirkt.

Die Bemühungen im Bereich Klimaschutz richten sich darauf aus, den CO2-Gehalt zu stabilisieren. Gemeint ist vor allem die Reduktion von CO2, welche aufgrund der Verbrennung fossiler Stoffe entsteht. Von einer im SharePic propagierten «Erde ohne CO2» ist in diesem Zusammenhang nicht die Rede.