18.01.2023 | Faktencheck

Mit ungeimpften Piloten zum WEF?

Vom 16. bis 23. Januar 2023 findet das World Economic Forum (WEF) statt. Die Behörden rechnen mit über 2’500 internationalen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, welche in die Schweizer Berge nach Davos gebracht werden müssen. Auch der Bundesrat wird die Veranstaltung für etliche Gespräche nutzen, bis zu 50 bilaterale Treffen sind vorgesehen. Etliche der Gäste dürften mit dem Flugzeug kommen. Skyguide rechnet während des WEF 2023 mit mehr als 1'000 zusätzlichen Flugbewegungen. 


Die Anzahl Flugbewegungen von Geschäftsflugzeugen auf dem Flughafen Zürich-Kloten – hier am 16. Januar 2017 – ist während des WEF deutlich höher als sonst. Foto: Keystone-SDA / Ennio Leanza
Die Anzahl Flugbewegungen von Geschäftsflugzeugen auf dem Flughafen Zürich-Kloten – hier am 16. Januar 2017 – ist während des WEF deutlich höher als sonst. Foto: Keystone-SDA / Ennio Leanza
Behauptung

In den sozialen Medien kursiert die Behauptung, dass WEF-Gäste von «ungeimpften Piloten» geflogen werden wollen. Dazu wird ein Artikel über ein Interview mit einem australischen Piloten geteilt, wo auch das Video des Interviews zu finden ist.

Beurteilung

Das Video ist aus dem Kontext gerissen worden. In der Sequenz ist keine Rede, dass WEF-Gäste von ungeimpften Piloten nach Davos geflogen werden wollen. Der darin zitierte US-Pilot sowie die genannte Organisation US Freedom Flyers distanzieren sich von der Behauptung, mit dem WEF in Verbindung zu stehen.

Sachlage

In dem verbreiteten Artikel heisst es, reiche Personen könnten aussuchen, von wem sie geflogen werden wollen. Bürgerinnen und Bürger, welche nicht mit Privatjets unterwegs sind, würden hingegen automatisch von gegen Sars-CoV-2-geimpften Piloten und Crews betreut.


In der Tat kündigte die Schweizer Fluggesellschaft Swiss im August 2021 ein Impfobligatorium für ihre Besatzungsmitglieder ab Mitte November an. Auch amerikanische Fluggesellschaften veranlassten, dass ihre Flugbesatzungen vollständig gegen Sars-CoV-2 geimpft wird. Damit folgten sie der behördlichen Anordnung, welche für Bundesbedienstete sowie staatliche Auftragnehmern eine Covid-19-Impfobligatorium vorsieht. Diesem Impfmandat unterliegen auch die amerikanischen Airlines. Mehrere Medien berichteten darüber.


Dagegen formierte sich Widerstand. In den USA machten sich die US Freedom Flyers für das Flugpersonal stark, das sich nicht gegen Sars-CoV-2 impfen lassen möchte. Auch in Australien versuchten Piloten, sich gegen die Regeln zur Wehr zu setzen.


In dem Interview ist ein Vertreter einer australischen Organisation zu sehen, die gegen das Impfmandat für Flugbesatzungspersonal kämpft. Dieser Vertreter stützt sich im Interview auf eine Aussage von Josh Yoder, eines Vertreters einer US-Partnerorganisation. Yoder habe von wohlhabenden Geschäftspersonen berichtet, die Wert auf ungeimpftes Flugpersonal legen würden.


In dieser Interview-Sequenz, welche ebenfalls in den sozialen Medien kursiert, fällt mit keinem Wort das WEF oder Davos. Die Organisation US Freedom Flyers dementierte via Twitter, in Kontakt mit dem WEF zu stehen. Auch Josh Yoder selbst distanzierte sich via Twitter von derartigen Behauptungen und bezeichnet dies als «Click bait Journalism».


Wohlhabende Geschäftsleute seien auf ihn zugekommen, schreibt Yoder. Doch weder das WEF noch der Veranstaltungsort Davos hätten nach ungeimpften Piloten gesucht. Aus dem Interview-Video lässt sich folglich nicht ableiten, ob es WEF-Gäste gibt, die auf einer ungeimpften Flugbesatzung bestanden haben.