26.10.2022 | Faktencheck

Das Erkältungsrisiko hat viele Faktoren

Diesen Winter könnte uns eine Energiemangellage drohen. Um dem zu begegnen, rufen die Behörden zum Energiesparen auf. Unter anderem appellieren die Behörden an die Bevölkerung, die privaten Wohnräume weniger zu heizen. Stellt dies ein gesundheitliches Risiko für die Bewohner dar?


Spielzeugtiere wachen am 13. September 2022 auf dem Fenstersims eines Kinderzimmers in Bern über die Raumtemperatur. Zu einem angenehmen Raumklima gehört auch regelmässiges Lüften. Foto: Keystone-SDA / Christian Beutler
Spielzeugtiere wachen am 13. September 2022 auf dem Fenstersims eines Kinderzimmers in Bern über die Raumtemperatur. Zu einem angenehmen Raumklima gehört auch regelmässiges Lüften. Foto: Keystone-SDA / Christian Beutler
Behauptung

In den sozialen Medien wird von den behördlich empfohlenen Raumtemperaturen gewarnt: «Bei 18 Grad besteht […] die Gefahr, sich zu erkälten.» Hat dieser Grenzwert eine wissenschaftliche Grundlage?

Beurteilung

Das Erkältungsrisiko wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Kalte Luft kann zwar das Immunsystem schwächen und damit Menschen anfälliger für eine Erkältung machen. Das gilt aber genauso für warme Heizungsluft. Schlussendlich wird eine Erkältung durch Viren ausgelöst.  

Sachlage

Was ist eine Erkältung?


Eine Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, ist eine Infektion der oberen Atemwege, welche durch diverse Erkältungsviren wie Rhinoviren ausgelöst werden kann. Diese befallen zum Beispiel die Schleimhäute in Nase und Hals, aber auch die Bronchien, was zu einer Entzündung führen kann. Ansonsten ist eine Erkältung in der Regel harmlos. Da es viele Erkältungsviren gibt, ist man nach einer überstandenen Erkrankung nicht automatisch vor der nächsten geschützt.


Mit einigen simplen Hygienemassnahmen kann man aber das Risiko senken. Auch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, sowie genügend körperliche Betätigung, genügend Schlaf und Erholung spielen eine wichtige Rolle.


Die Erkältungserreger sind zwar bei kühleren Temperaturen aktiver, Kälte alleine löst jedoch keine Erkältung aus. Kalte Luft kann – wie auch warme Heizungsluft – die Schleimhäute in Mund und Nase austrocknen, wodurch das Infektionsrisiko steigt. Zudem werden die Schleimhäute bei Kälte weniger gut durchblutet, was die Immunabwehr schwächt.


Auch im Sommer kann es zu einer Erkältung kommen, wenn die Temperaturschwankungen vom Aufenthalt in der Sonne, den kühleren Innenräumen oder im kalten Wasser das Immunsystem stressen. Kälte beeinflusst eine Erkältung also lediglich indirekt.


Was empfiehlt der Bund?


Bei den Temperaturangaben des Bundes für die Energiesparkampagne handelt es sich um Empfehlungen. Es wird eine Temperatur von 20 Grad Celsius im Wohnbereich und 17 Grad in Schlafzimmer und Flur empfohlen. Zudem wird dazu aufgerufen, wärmere Kleidung anzuziehen, anstatt die Raumtemperatur zu erhöhen.


Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt grundsätzlich «für die Heizperiode […] eine Raumtemperatur von 20 bis 21 °C in Wohnräumen und von 18 °C in Schlafzimmern bei 30 bis 50 % relativer Luftfeuchtigkeit.» Das BAG weist zudem darauf hin, dass regelmässiges Lüften zur Sicherstellung einer guten Raumluftqualität unerlässlich ist. Dabei reguliert sich die Luftfeuchtigkeit und die Belastung durch Giftstoffe und Krankheitserreger wie Erkältungsviren nimmt ab.